







Schwarzburger Zeitspuren
Seit den 1950er Jahren gab es immer wieder Pläne und Überlegungen für eine touristische Nutzung der Schlossanlage. Ferienheim, Hotel, Kulturzentrum, Erholungsheim. Letztlich wurde keines dieser Projekte realisiert.
Nach dem Brand der Turmhaube wurde der Turm der Schlosskirche mit einem Zeltdach versehen. Der Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V. hat ein Spendenprojekt für die Wiederherstellung der Turmhaube, die die Silhouette des Schlosses einst mit prägte, ins Leben gerufen.
Der 1996 gegründete Förderverein zählt heute an die 200
Mitglieder, die sich für den Erhalt und die Förderung der Schlossanlage einsetzen.
Durch das große bürgerschaftliche Engagement wurde die Sanierung des Zeughauses angeschoben, aktuell hat der Förderverein eine Spendenaktion für die Wiederherstellung der Turmhaube des Schlosskirchturms ins Leben gerufen.
Ein Ideenwettbewerb für die Entwicklung einer Nutzungskonzeption für Schloss Schwarzburg wird von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ausgelobt. Der Entwurf der Architektin Christiane Hille (Büro Tectum) mit einem Konzept der Spuren- und Zeitenlese überzeugt im Wettbewerb.
Kanonen, Harnische, Helme, zahlreiche Prunkwaffen – seit 2018 ist im Zeughaus am nördlichen Zugang zur Schlossanlage wieder die einst über 5.000 Objekte umfassende Schauwaffensammlung der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt zu entdecken.
Die früher im Zeughaus gelagerte Waffensammlung der Grafen und Fürsten von Schwarzburg war im Zusammenhang mit der Fürstung des Grafenhauses 1710 zur Schauwaffensammlung entwickelt worden. Im Rahmen des geplanten Umbaus der Schlossanlage zum Reichsgästehaus unter den Nationalsozialisten in den 1940er Jahren sollte das Gebäude zur Garage umgebaut werden. Die mehrere tausend Ausstellungsstücke umfassende Sammlung wurde ausgelagert und der Großteil nach Rudolstadt gebracht. Das angrenzende Torhaus riss man ab.
2009 bis 2018 konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Hilfe einer großzügigen Förderung durch Landes- und Bundesmittel das Zeughaus vollständig sanieren und in Kooperation mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt anstelle des früheren Torhauses einen neuen Erschließungsbau errichten. Den Anstoß für die Sanierung des Zeughauses hatten eine großzügige Spende und das große bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins Schloss Schwarzburg gegeben. 2018 konnte die Wiedereröffnung des fürstlichen Zeughauses mit der zurückgekehrten Schauwaffensammlung als Außenstelle des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg Rudolstadt gefeiert werden. Seither sind im Rahmen eines Besuchs der Fürstlichen Erlebniswelten Schloss Schwarzburg das seit 1971 museal präsentierte Kaisersaalgebäude und das Fürstliche Zeughaus zu besichtigen.
Schwarzburger Zeitspuren
Freizeitvergnügungen im Schlossgarten, Lunch in der Ruine der Klosterkirche Paulinzella, Ansichten der Schlossräume und Flure. Fürstin Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt war eine begeisterte Fotografin, die in ihren Bildern das Leben und Wohnen auf Schloss Schwarzburg und in der Umgebung einfing. Heute ermöglichen diese Fotos zusammen mit weiteren historischen Fotografien Einblicke in vergangene Zeiten vor den Umbauten der 1940er Jahre. Im 19. Jahrhundert waren die Schlossräume zuletzt umgestaltet worden. Die Spuren der ehemaligen Wandfassungen mit ornamentalen Malereien sind an den Wänden des Emporensaals erkennbar. Auf den beiden Geschossebenen des Emporensaals waren ehemals verschiedene Wohn- und Schlafräume für die fürstliche Familie untergebracht. Die an die Schlossräume angrenzenden langen Flure des Jagdschlosses wurden von zahlreichen Hirschgeweihen geschmückt.
Nach der Abdankung von Fürst Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen ging der fürstliche Besitz an den Staatsfiskus und teilweise an die neu gegründete Günther-Stiftung über, das ehemalige Fürstenpaar erhielt ein Nießbrauchrecht an Schloss Schwarzburg.
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Um 1900 – Bürgerliche Sommerfrische im Schwarzatal
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich bereits die Bedeutung von Ort und Schloss Schwarzburg für Fremdenverkehr und Sommerfrische eindeutig zu Gunsten des Ortes verschoben. Das Schloss war eine zusätzliche Attraktion und blieb es auch bis 1940. In dem Jahr musste die letzte Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt nach dem Willen der Nationalsozialisten binnen weniger Tage das Schloss für immer räumen und verlassen. Zunächst war es in Schwarzburg das gehobene Bürgertum, das den Ort für sich entdeckte. Mit dem Anschluss der Dörfer durch die Bahn und den dort üblichen preiswerteren Angeboten, setzte sich der Demokratisierungsprozess der Sommerfrische fort. Wer sich keinen eigenen Sommersitz leisten konnte, quartierte sich in Gasthäusern oder Privatquartieren ein, die sich schnell zu Pensionen entwickelten. Von 1880 bis 1940 entstand die typische Sommerfrischearchitektur. Arbeiter aus den rasant wachsenden industriellen Ballungsgebieten konnten die Sommerfrische jedoch noch nicht erleben. Das sollte einer späteren Zeit vorbehalten sein.
Damals entstand ein umfangreiches Unterhaltungsangebot in den Orten des Schwarzatals. Platzkonzerte und Tanzveranstaltungen waren beliebt. Man wanderte, ritt, veranstaltete Picknicks, besichtigte Sehenswürdigkeiten und spielte Tennis. Das Radfahren kam in Mode. Hier wurde die letzte Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt zur „Trendsetterin“. Sie ließ sich von einem „Radfahrlehrer“ in die Kunst des Radelns einweisen und benutzte ihr Rad zur Verwunderung der Einheimischen und der Gäste mit großer Begeisterung. Sie fand viele Nachahmer. Das noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbare Freibaden wurde in der Schwarza und in den von ihr gespeisten Badeanstalten genossen. Vom 8. Mai bis zum 6. Juni 1900 logierte die jugendliche Königin Wilhelmina der Niederlande in Begleitung ihrer Mutter und mit ihrem Personal nicht nur zur Sommerfrische im 1898 auf das modernste umgebauten „Weißen Hirsch“. Eine arrangierte Ehe mit einem Neffen (Hendrik von Mecklenburg) des regierenden Fürsten Günther Victor sollte angebahnt werden.
1906 reiste ein weiterer prominenter Gast in die Sommerfrische nach Schwarzburg. Der mit Weimar verbundene Architekt und Gestalter Henry van de Velde zählt zu den wegweisenden und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des Jugendstils. Die auf seine Initiative gegründete Kunstgewerbeschule in Weimar wurde Keimzelle der Bauhausschule. Van de Velde kam im Juli 1906 nach Schwarzburg und nahm Quartier im Weißen Hirsch. Er suchte Ruhe und Erholung und folgte bald einer Einladung des Fürstenpaares Günther Victor und Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt in das Schloss. Ihm wurde durch die Fürsten die einsam im Wald gelegene Fasanerie zur Verfügung gestellt, in der er in Ruhe arbeiten konnte. Dieses Bedürfnis wurde wohl durch die folgenden Querelen mit dem Großherzoglichen Hof und der Weimarer Gesellschaft maßgeblich gestärkt. Bis in das Jahr 1913 hielt sich van de Velde regelmäßig in Schwarzburg auf. Die Freundschaft, der Kontakt und die Korrespondenz mit Fürstin Anna Luise erstrecken sich über einen Zeitraum von 25 Jahren.
Am 29. Juli 1919 traf ein weiterer prominenter erholungssuchender Gast, begleitet von einer „militärischen Schutzwache“ von 13 Personen, seinem Büroleiter und Familienmitgliedern ein. Er machte Schwarzburg zu einem Schauplatz deutscher Verfassungsgeschichte. Reichspräsident Friedrich Ebert, erschöpft von der seit Februar tagenden und arbeitenden verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar, nahm Quartier im heutigen Hotel Schwarzaburg, damals eine Dependance des Hotels „Weißer Hirsch“. Am 11. August 1919 unterschrieb er im „Weißen Hirsch“ die erste demokratische Verfassung Deutschlands, die Weimarer Verfassung. Mit ihm unterschrieben sämtliche Kabinettsmitglieder. Sie logierten in eben diesem Hotel.
In der Zeit der Weimarer Republik war die durchschnittliche Zahl der Urlaubstage auf acht bis 12 Tage angestiegen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte eine Verlängerung auf zwei bis drei Wochen. Das zog viele Mitglieder der vormals marxistischen oder sozialdemokratischen Arbeiterschaft auf ihre Seite. 1934 wurde die Organisation der „Deutschen Arbeitsfront“ als Träger der politischen Organisation „Kraft durch Freude“ bestimmt. Sie vermittelte unter anderem Ausflüge und Reisen. Es war der Beginn des Massentourismus und einer entstehenden Tourismusindustrie. Die meisten Menschen ahnten nicht, wohin der Nationalsozialismus sie führte und nahmen die Angebote gerne an. Eine siebentägige Reise durch den Thüringer Wald mit Unterkunft und Vollpension war durch diese Organisation für 25 Reichsmark zu haben. Erklärtes Ziel der Nationalsozialisten war die Herausbildung eines gesunden (und damit kriegstüchtigen) Volkes. Die meisten Tätigkeiten von „Kraft durch Freude“ wurden zu Beginn des 2. Weltkrieges eingestellt.
1943 – Die Auswirkungen der 1940er Jahre auf die Sommerfrische im Schwarzatal
Bereits 1941 wurden der Thüringer Hof und das Hotel Weißer Hirsch in Genesungsheime für verwundete Soldaten umgewandelt. Mit Fortschreiten des Krieges wurden zusätzlich „Ausgebombte“ aus den durch Fliegerangriffe zerstörten Städten in den Wohnungen der Schwarzburger und in Hotels einquartiert. 1943 begannen dann die Vorbereitungen dafür, Schwarzburg zur „Lazarettstadt“ zu machen. Das Hotel Weißer Hirsch und das gegenüberliegende Gebäude, auch das zum Weißen Hirsch gehörende Hotel „Schwarzaburg“ sowie die Gebäude des ehemaligen Pädagogiums, der späteren Forstfachhochschule, wurden Lazarette. Die Verlagerung der Lazarette aus den durch Luftangriffe gefährdeten und zerstörten Städten in den Thüringer Wald erfolgte, um sie in Sicherheit zu bringen. Ärzte und Krankenschwestern mussten untergebracht werden. Gegen Kriegsende treffen zunehmend „Trecks“ von Flüchtlingen und später von Vertriebenen ein, für die Unterkünfte requiriert oder geschaffen werden müssen. Alle Hotels, Wohnungen und Privatquartiere waren belegt. Der 2. Weltkrieg hatte neben den ungeheuren Zerstörungen und der millionenfachen Vernichtung von Menschenleben auch die Sommerfrische zum Erliegen gebracht. Es sollte Jahre dauern, bis wieder erholungsuchende Menschen in das Schwarzatal kommen konnten.
1947 – Sommerfrische für Jedermann
1947, also noch vor der Gründung der DDR, wurde der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) als gewerkschaftliche Sozialeinrichtung zur Vermittlung von Urlaubsreisen und –plätzen installiert. Von Jahr zu Jahr entstanden mehr FDGB-Ferienheime und Betriebsferienheime im Schwarzatal. In Schwarzburg wurde zum Beispiel das renommierte Hotel „Weißer Hirsch“ Reichsbahn-Erholungsheim. Auch viele private Vermieter zogen es vor, ihre Quartiere beim FDGB anzumelden, da Belegung und Bezahlung ganzjährig gesichert waren. Im Gegenzug wurden sie verpflichtet, ein bis zwei Tage wöchentlich in den Küchen der Speiserestaurants auszuhelfen. Daneben gab es auch noch rein private Vermietungen und beispielsweise den Feriendienst der Handwerkskammer. In dem kleinen Ort Bechstedt-Trippstein, wunderschön an der Strecke der Schwarzatalbahn gelegen, waren alle Quartiere und der Gasthof komplett von ihr belegt. Einen Ferienplatz im Schwarzatal zu erhalten hatte den gleichen Stellenwert wie ein Platz an der Ostsee. Züge aus Leipzig, Dresden und Berlin brachten direkt einen nicht enden wollenden Strom von Gästen in das Schwarzatal. Wieder war jedes Zimmer, manchmal auch im Sommer das eigene Wohnzimmer vermietet. Für jeden „Durchgang“, der Aufenthalt dauerte 14 Tage, gab es Vollpension und ein vielfältiges Kulturangebot. Geführte Wanderungen, Platzkonzerte und Vorträge fanden regen Zuspruch. In den Hotels aß man in zwei bis drei »Schichten« hintereinander. Natürlich gab es Diskussionen über die Vergabe der Ferienplätze. Bevorzugt wurden Arbeiter aus den unter schweren Umweltbelastungen produzierenden Chemiebetrieben oder „Werktätige“, wie man damals sagte, mit schwerer körperlicher Arbeit. Mit dem Ende der DDR war diese Form der Sommerfrische vorüber. Die Menschen reisten begeistert zu neuen Urlaubszielen, die ihnen bis dahin versperrt gewesen waren. Das Schwarzatal verlor mit seinen Gästen vor allem junge Menschen, die anderweitig Arbeit und bessere Bezahlung suchten.
Schwarzburger Zeitspuren
Thüringen ist reich an Schlössern und Burgen, mehr als 500 gibt es im Freistaat. Das Schloss Schwarzburg, Stammhaus der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, blickt auf eine spannungsgeladene Geschichte. Im Jahr 1919 unterzeichnete Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung; rund 20 Jahre später, im Dritten Reich, wurde das Hauptgebäude der barocken Anlage bis zur Unkenntlichkeit verwüstet, weil es zu einem Reichsgästehaus umgebaut werden sollte. Nach 1945 stand das Schlossensemble lange leer und verfiel. Schloss Schwarzburg soll mit seiner widersprüchlichen Geschichte ein lebendiger Denkort der Demokratie werden und in Partnerschaft mit dem „Haus der Demokratie in Weimar“ die demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft vermitteln. 2016 hatte die IBA Thüringen in Abstimmung mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten eine entsprechende Machbarkeitsstudie und 2017 ein Drehbuch für Schloss Schwarzburg als Denkort der Demokratie in Auftrag gegeben. 2017 wurde Schloss Schwarzburg ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen und in das Bundesprogramm der Nationalen Projekte des Städtebaus aufgenommen. Damit konnte die Finanzierung sichergestellt werden. Seitdem wurden die Planung und der Ausbau von zwei Räumen in Regie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Kooperation mit der IBA Thüringen und dem Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V. sowie der Gemeinde Schwarzburg aktiv betrieben. Geplant war ein sukzessiver Ausbau und eine schrittweise Nutzung (und damit keine Rekonstruktion des Ursprungszustands). Für politisch Interessierte, für Initiativen und Vereine und letztlich für Jung und Alt entsteht so an einem historisch bedeutsamen Ort eine (Begegnungs-)Stätte für Projektarbeit und demokratische Bildung – mitten im ländlichen Raum Thüringens.
[https://www.iba-thueringen.de/projekte/schwarzatal-schloss-schwarzburg]
Zwischen 2019 und 2021 konnten im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen, gefördert durch Mittel des Landes und aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, die ersten Innenräume im Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg wieder zugänglich gemacht werden. Der entstandene „Denkort der Demokratie“ im nördlichen Bereich des Hauptgebäudes umfasst den Ahnensaal und den Emporensaal sowie die anschließenden Flurbereiche. Im nördlichen Bereich des Hauptgebäudes wurden dafür Decken erneuert und Mauerwerk saniert. Der Emporensaal erhielt zwischen erstem und zweitem Obergeschoss eine namensgebende Empore. Sie war aus statischen Gründen notwendig, ermöglicht aber zugleich, den Raum wieder auf Höhe der in den 1940er Jahren abgebrochenen Zwischendecke zu betreten, deren Abbruchkanten noch unterhalb der Empore sichtbar sind. Beide Räume des „Denkorts der Demokratie“ erhielten Fenster, es wurden Innenputz- und Natursteinarbeiten durchgeführt, Elektroleitungen und Fußböden verlegt. Zuletzt sicherte ein Restauratorenteam aufwendig die vielen Zeitspuren der bewegten Geschichte an den Wänden und Decken. Nach dem Konzept der Architektin Christiane Hille (Büro TeCTUM) hat man dabei die Spuren der Geschichte im „Denkort der Demokratie“ bewusst erhalten. Die fortschreitenden Bauarbeiten konnten Besucher und Besucherinnen geführt durch Mitglieder des Fördervereins Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V. seit 2019 mit dem Audiowalk Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie mitverfolgen, der von der Agentur Musealis produziert wurde. Im Rahmen des IBA Projektes sollte das Schloss-Hauptgebäude bereits während der laufenden Bauarbeiten wieder für Interessierte zugänglich gemacht werden.
In Form eines digitalen Forums kann über zwei Bildschirmstelen zu gelebter Demokratie im Schwarzatal, bundesweit und international und zu Schwarzburger Zeitspuren recherchiert werden. Der Sitzbereich zwischen den Stelen lädt zum Austausch ein. Eine Social Wall bietet die Möglichkeit sich aktiv in die Diskussion einzubringen. Die Spiegelelemente verweisen auf die eigene Position innerhalb der Demokratie. Das digitale Gästebuch ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und der IBA Thüringen zusammen mit dem Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V. Gestaltet und umgesetzt wurde das Digitale Gästebuch von der Firma C4 Berlin Ideas and Experience GmbH.
Schwarzburger Zeitspuren
Nicht zu übersehen sind die Spuren der brachialen baulichen Eingriffe in die historische Bausubstanz der 1940er Jahre im Schloss-Hauptgebäude. Wo einst die fürstlichen Wohn- und Schlafräume lagen, wurden Decken und Zwischenwände herausgebrochen, Treppenhäuser wurden abgebrochen und ganze Schlossflügel wie die Schlosskirche abgetragen. In den 1940er Jahren planten die Nationalsozialisten zunächst den belgischen König auf Schloss Schwarzburg zu internieren, später änderten sich die Pläne, ein Reichsgästehaus sollte entstehen. Mit der Planung wurde Hermann Giesler betraut. Die letzte Schlossbewohnerin, die ehemalige Fürstin Anna Luise, musste binnen weniger Tage das Schloss räumen, kurz darauf setzten die ersten Umbauarbeiten ein. Zunächst wurde das Torhaus abgebrochen, um den Baufahrzeugen Zugang zur Schlossanlage zu ermöglichen, es folgten der Abbruch des Kirchenflügels und des Leutenbergerflügels sowie weiterer Wirtschaftsgebäude und der verbindenden Galerie zum Kaisersaal. Das Hauptgebäude wurde entkernt. Das Kaisersaalgebäude im Schlossgarten sollte abgerissen und das nördlich gelegene Zeughaus zur Garage umfunktioniert werden, wozu es allerdings nie kam. Anstelle der abgetragenen Schlossflügel und des Kaisersaalgebäudes sollten Neubauten entstehen. Der Turm der Schlosskirche wurde erhalten und sollte in den Neubau einbezogen werden.
Im Emporensaal von Schloss Schwarzburg sind die zerstörerischen Spuren der baulichen Veränderungen aus den 1940er Jahren deutlich erkennbar geblieben. Das heutige Raumvolumen des Emporensaals entstand durch die Herausnahme von Decken und Wänden, die den Raum ehemals in acht kleinere Räume teilten. An den Wänden sind die Spuren der ehemaligen Zwischenwände und die Spuren der Abbruchwerkzeuge auf dem Schiefermauerwerk noch erkennbar. Unterhalb der Empore sind außerdem noch die Abbruchkanten der ehemaligen Zwischendecke sichtbar. Die aus statischen Gründen eingezogene Empore ermöglicht es, heute den Raum wieder auf Höhe der Decke zwischen erstem und zweitem Obergeschoss zu betreten. Die großen Fachwerkträger unterhalb der Decke wurden als Notsicherungsmaßnahme vor Verlassen der Baustelle eingezogen. Zahlreiche Risse lassen die Erschütterung des Baugefüges durch die eingreifenden Veränderungen noch erahnen. Gravierend waren auch die Auswirkungen auf den Turm der ehemaligen Schlosskirche. Nach Abriss des umgebenden Kirchflügels wurden die offenen Turmseiten teilweise vermauert. Zwischen 2019 und 2021 wurden durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten im Rahmen der IBA Thüringen der Ahnen- und Emporensaal im Schloss-Hauptgebäude für eine Nutzung ausgebaut, gefördert durch Landes- und Bundesmittel. Nach dem Konzept der Architektin Christiane Hille wurden die Spuren der Geschichte im Denkort der Demokratie erhalten.
Schwarzburger Zeitspuren
Viel ist über die mittelalterliche Burganlage heute nicht mehr bekannt. Wie viele Burgen wurde die Schwarzburg über die Jahrhunderte weiter ausgebaut, es wurden Gebäude abgetragen oder durch Brände zerstört und neue Bauwerke errichtet. Eine rege Bautätigkeit ist für das 16. Jahrhundert nachzuweisen, zu dieser Zeit entstand unter anderem der Leutenberger Flügel. Die wehrhafte Burg wandelte sich zum Renaissanceschloss. Im Mittelalter nutzten mehrere Linien des Grafenhauses die Burg, im 16. Jahrhundert ging die Anlage in den alleinigen Besitz der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt über, die 1570/71 Schloss Heidecksburg in Rudolstadt zur Residenz wählten. Schloss Schwarzburg diente fortan als Nebensitz. Ein erster Plan der Schlossanlage ist aus dem Jahr 1664 bekannt, die erste bekannte Darstellung des Schlosses stammt aus dem Jahr 1716.
Der Ausbau zur Festung erfolgt vor dem Hintergrund einer befürchteten osmanischen Invasion in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zu der es allerdings nicht kommt. Spuren der damaligen Befestigung sind noch heute erhalten. Zu den Wehranlagen gehörte der heute nördlich des Torhauses vor dem Löwenbrunnen zugängliche Aussichtspunkt – die sogenannte Bastion. Auch südlich des Kaisersaalgebäudes finden sich noch Spuren der ehemaligen Bastionen.
Ein imposanter Portikus mit geschossübergreifenden Säulen, modern eingerichtete Appartements und eine Schlosskirche, die annähernd einen ganzen Schlossflügel einnahm und dazu noch als Begräbnisstätte des Fürstenhauses diente.
Im 18. Jahrhundert fanden umfangreiche Bauarbeiten auf Schloss Schwarzburg statt, um die zur damaligen Zeit als Nebensitz genutzte Stammburg zum Hauptsitz – zur Residenz – auszubauen. Durch einen Brand 1695 waren zuvor zudem Teile der Schlossanlage zerstört worden.
Die Spuren des barocken Ausbaus sind noch heute im und am Schloss-Hauptgebäude zu finden. Im zweiten Obergeschoss sind Fragmente der barocken Stuckdecken erhalten. Hier liegt auch der Ahnensaal. Der ehemalige Speise- und Festsaal des Schlosses lässt die reiche Schlossausstattung des 18. Jahrhunderts noch deutlich erahnen. Der barocke Stuck an Decken und Wänden wurde jüngst aufwendig konserviert. In den Wandfeldern waren einst großformatige Ahnenporträts der Schwarzburger eingefügt, die dem Saal seinen Namen gaben. Zusammen mit den Umbaumaßnahmen im Hauptgebäude wurde im Schlossgarten ein Gartenhaus zum Ahnentempel ausgebaut und im nördlich gelegenen Zeughaus die fürstliche Waffensammlung ausgestellt.
Im 19. Jahrhundert kam es im Schloss-Hauptgebäude, in dem einst die fürstlichen Wohn- und Schlafräume untergebracht waren, zu Umgestaltungen. Während der Entkernungsmaßnahmen der 1940er Jahre ging ein Großteil der wandfesten Schlossausstattung im Hauptgebäude verloren.
Das Zeughaus mit seinen zwei markanten Türmen liegt nördlich des Schloss-Hauptgebäudes. Hier lagerte einst die umfangreiche Waffensammlung der Grafen und Fürsten, die im Zusammenhang der Fürstung des Grafenhauses 1710 zur Schauwaffensammlung entwickelt wurde. Für deren Präsentation, die die militärische Bedeutung des Adelsgeschlechts verdeutlichen sollte, wurde eine Galerie im ersten Obergeschoss des Zeughauses eingerichtet und die Sammlung erweitert. Die darüber liegenden Geschosse dienten als Kornspeicher. Der früheste bekannte Hinweis auf das Zeughaus findet sich in einem Inventar von 1550/60.
In den 1940er Jahren sollte das Zeughaus im Rahmen des geplanten Reichsgästehauses zur Garage umgebaut werden. Die mehrere tausend Ausstellungsstücke umfassende Sammlung wurde ausgelagert und der Großteil nach Rudolstadt gebracht. Das angrenzende Torhaus riss man ab, damit die Baufahrzeuge zum Schloss durchfahren konnten. Im April 1947 stürzte einer der Zeughaustürme ein, in den 1950er Jahren wurde er wieder aufgebaut. 2009 bis 2018 wurde gefördert durch Bundes- und Landesmittel das Zeughaus durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten umfänglich saniert und in Kooperation mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein neuer Erschließungsbau anstelle des früheren Torhauses errichtet. Den Anstoß für die Sanierung hatte eine großzügige Spende und das große bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins Schloss Schwarzburg gegeben.
2018 konnte die Wiedereröffnung des fürstlichen Zeughauses mit der zurückgekehrten Schauwaffensammlung als Außenstelle des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg Rudolstadt gefeiert werden.
Das Kaisersaalgebäude ist an der Nordseite des
Schlossgartens südlich des Hauptgebäudes zu finden und war einst über eine Galerie mit diesem verbunden. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gartensaal, der auch zur Überwinterung einer der früher wertvollen Zitruspflanzensammlungen diente. Über dem Gartensaal liegt der Kaisersaal, in dem auf die ehrwürdige
Abstammung der Schwarzburger verwiesen wurde, die im Rahmen der Erhebung der Grafen in den Reichsfürstenstand 1710 von besonderer Bedeutung war. Zahlreiche Kaiser-und Königporträts schmücken bis heute die Decke und die Laterne des Saals. In die
Königs- und Kaiserdarstellungen reihten die Schwarzburger auch ein Porträt ihres Ahnherrn Günther XXI. von Schwarzburg-Arnstadt ein, der im 14. Jahrhundert kurzzeitig König war.
Flankiert wurde der Kaisersaal von den fürstlichen Wohnräumen, in den Seitentrakten. Allerdings wurde bereits 1776 der westlich Trakt abgetragen, da er schon baufällig war. Nach Umgestaltungen im 19. Jahrhundert und eingriffen in den 1940er Jahren, wurde das Kaisersaalgebäude ab 1956 instandgesetzt und restauriert. Seit 1971 wird es als Außenstelle der Staatlichen Museen Heidecksburg Rudolstadt präsentiert.
Das Kaisersaalgebäude ist an der Nordseite des
Schlossgartens südlich des Hauptgebäudes zu finden und war einst über eine Galerie mit diesem verbunden. Im Erdgeschoss befindet sich ein Gartensaal, der auch zur Überwinterung einer der früher wertvollen Zitruspflanzensammlungen diente. Über dem Gartensaal liegt der Kaisersaal, in dem auf die ehrwürdige
Abstammung der Schwarzburger verwiesen wurde, die im Rahmen der Erhebung der Grafen in den Reichsfürstenstand 1710 von besonderer Bedeutung war. Zahlreiche Kaiser-und Königporträts schmücken bis heute die Decke und die Laterne des Saals. In die
Königs- und Kaiserdarstellungen reihten die Schwarzburger auch ein Porträt ihres Ahnherrn Günther XXI. von Schwarzburg-Arnstadt ein, der im 14. Jahrhundert kurzzeitig König war.
Flankiert wurde der Kaisersaal von den fürstlichen Wohnräumen, in den Seitentrakten. Allerdings wurde bereits 1776 der westlich Trakt abgetragen, da er schon baufällig war. Nach Umgestaltungen im 19. Jahrhundert und eingriffen in den 1940er Jahren, wurde das Kaisersaalgebäude ab 1956 instandgesetzt und restauriert. Seit 1971 wird es als Außenstelle der Staatlichen Museen Heidecksburg Rudolstadt präsentiert.